Schwerter, Schottenröcke und Schmetterlinge im Bauch

Oder: Ein Übersetzer auf Abwegen

Manchmal landet man als Übersetzer an Orten, an denen sich wiederzufinden man selbst nie erwartet hätte. In meinem Fall sind dies die schottischen Highlands, die ich ja wegen Menschen, Landschaft und Whisky sehr schätze – aber in diesem Fall die des 18. Jahrhunderts, zwischen Burgen, Kilts und einer gehörigen Portion Herzklopfen.

Ja, richtig gelesen: Ich habe einen schottischen historischen Liebenroman oder, wie der alles bestimmende Buchvertrieb sagen würde, Romance-Titel übersetzt. Er heißt Die Täuschung des Highlanders (Die Sutherlands von Dornoch Castle 1) und stammt aus der Feder von Callie Hutton.

Warum ausgerechnet dieses Buch?

Jetzt könnte man sagen: „Moment mal, Oliver – ist das nicht ziemlich weit weg von düsteren Vampir-Intrigen, politischen Ränkespielen und epischen Fantasy-Konflikten?“ Ohne Zweifel. Aber genau das macht’s so spannend: Denn auch Highlander mit Geheimnissen, Verwechslungen und einer ordentlichen Portion Leidenschaft haben ihren ganz eigenen Reiz – zumindest für die riesige Leser:innenschaft dieses Genres.

Für mich war es ein neuerlicher Ausflug in eine ganz andere Welt, in der ich mich auch früher schon ab und an getummelt habe. Statt Drachen oder Dystopien ging es diesmal darum, gute Dialoge, feine Nuancen von Humor und Romantik und das richtige Maß an Drama in die deutsche Fassung zu bringen. Klingt leichter, als es ist – denn bei Liebesromanen zählt jeder bedeutungsschwere Blick, jede Geste, jeder Seufzer!

Außerdem ist es mein erster Versuch, mit einer Selfpublisherin auf reiner Gewinnbeteiligungsbasis zusammenzuarbeiten – ein neues ökonomisches Modell, auf das ich neugierig war/bin.

Wer ist Callie Hutton?

Die Autorin ist in den USA längst eine feste Größe. Sie hat über vierzig (!) historische Liebesromane veröffentlicht und viele begeisterte Leser:innen gefunden. Ihre Markenzeichen sind lebendige Figuren, jede Menge Herz und Settings, die nicht nur Kulisse sind, sondern richtig atmen – mal viktorianische Ballsäle, mal Londons Gassen, mal wie in meinem Fall die Highlands.

Was habe ich dabei gelernt?

So einiges. Vor allem, dass Liebesromane zu übersetzen genauso viel Fingerspitzengefühl verlangt wie eine komplexe Fantasy-Welt. Dass es nicht einfach ist, historische Details erst zu checken und dann sprachlich elegant einzubauen und dass ein Kilt tatsächlich mehr kulturelle Symbolkraft hat, als man im ersten Moment glaubt.

Ich gestehe: Es hat Spaß gemacht. Ein bisschen wie Urlaub vom eigenen Genre – nur ohne Whiskyglas (na ja, nicht immer) und Dudelsack, dafür mit dict.cc und Dragon.

Was kommt als Nächstes?

Also, wer Lust hat, mich mal auf ungewohntem Terrain zu erleben – hier ist die Gelegenheit. Aber keine Sorge: Ich werde jetzt nicht ausschließlich Highlander-Liebesromane übersetzen … wahrscheinlich. 😉 Aber die Romance lässt mich nicht los: Aktuell sitze ich an einem Eishockey-Liebesroman mit „spicy parts“ …

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