Tucci in Italy

Wenn Kulinarik politisch wird

Ich kenne viele Serien zum Thema Kochen, Kulinarik und Reisen und bin ein großer Fan beispielsweise von Anthony Bourdain. Aber keine hat mich so nachhaltig beeindruckt wie die ersten paar Folgen von Tucci in Italy, die ich bisher gesehen habe. In der deutschen Version (streambar über Amazon/RTL living) entfaltet diese Produktion ihre volle Kraft: sinnlich, klug, berührend – und überraschend politisch.

Denn Stanley Tucci belässt es nicht bei Pasta und Panini. Klar, das Essen ist spektakulär gefilmt, die Gespräche mit Bäcker:innen, Köch:innen und Adligen sind voller Herzlichkeit – aber darunter liegt stets ein echtes Interesse an der Geschichte und Gegenwart Italiens. Tucci fragt nach und hört zu, und das macht einen Unterschied.

In Sizilien beispielsweise trifft er auf Geflüchtete und Helfer:innen – statt kitschiger Sonnenuntergänge bekommen wir hier Einblicke in die komplexe Realität eines Landes an der europäischen Außengrenze. In der Lombardei spricht Tucci mit einem Politiker der Lega Nord – einem Vertreter einer Partei, die sich offen gegen Migration stellt. Das Gespräch ist respektvoll, aber nicht unkritisch – Tucci lässt es sich nicht nehmen, dem Fremdenfeind in seiner eigenen Küche Paroli zu bieten. Tucci lässt Widersprüche stehen, ohne sie zu glätten, und genau das macht die Serie so wertvoll.

„Tucci in Italy“ zeigt, dass Kulinarik (wie alles) politisch ist. Wer isst was wann, woher kommen die Speisen – das ist immer auch eine Frage von Identität, Macht und Wandel. Tucci serviert in dieser Serie keine einfachen Antworten, sondern Begegnungen, und das auf eine Art, die mich gleichzeitig berührt, unterhält und inspiriert.

Fazit: Diese Serie ist ein Genuss – nicht nur für den Magen, sondern für Herz und Verstand. Eine echte Empfehlung für alle, die Italien lieben – und bereit sind, auch seine Risse zu sehen.